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Transalp 2015 - Via Claudia Augusta

Transalp 2015 - Via Claudia Augusta

Transalp

oder

auf einen Espresso an den Gardasee....

Mit dem Rad unterwegs auf der Via Claudia Augusta

Start: Füssen
Ziel: Riva del Garda
Etappenorte: Nassereith, Nauders, Prad, Salurn
Gefahrene Km: 456 (4914 Höhenmeter)
Teilnehmer: Edwin Burda, Clemens Ruppert, Andreas Knorz, Klaus Friedrich, Timo Kraft

5 Mann, 4 Etappen, 456km, 4914 Höhenmeter....

Nach 20 Radwanderungen, zumeist entlang von Flüssen, aber alle innerhalb Deutschlands, gab es im Mai 2015 eine Premiere in der Radfahrabteilung des TUS: eine Alpenüberquerung mit dem Rad. In 5 Tagesetappen ging es über 456km und 4900 Höhenmeter auf der Via Claudia Augusta von Füssen nach Riva del Garda an den Gardasee. An dieser Sondertour haben teilgenommen: Andreas Knorz, Edwin Burda, Klaus Friedrich, Timo Kraft und Clemens Ruppert.

Wie so oft werden viele gute Ideen freitags abends im Sportlerheim geboren. So auch in diesem Fall. Irgendwann kam Klaus mir einer Idee, „Man könnt doch mal ….“ und „Ich hab da schon mal was ausgedruckt…..“. Die Idee mal eben mit dem Rad an den Gardasee zu fahren, um dort Espresso zu schlürfen, fand bei einer kleinen Gruppe von Gipfelstürmern schnell Gefallen. Die Planungen wurden weiter vorangetrieben und Ende Mai war es dann soweit, das Unternehmen Transalp 2015 konnte beginnen. Die Rückkehr des Winters mit heftigen Schneefällen im Alpenraum eine Woche vor Tourstart hätte der Expedition beinahe noch einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber eben nur beinahe…….

1. Etappe:

Am Freitag den 22. Mai wurden früh morgens die Räder in einen Sprinter geladen und dann ging es los Richtung Süden. Je näher wir den Alpen kam, desto trüber wurde jedoch das Wetter. In Füssen angekommen, war von den Bergen fast nichts zu sehen, zu dick und trüb war die Wolkendecke. Kalt war es auch, aber immerhin trocken und so sind wir guten Mutes gestartet. Nach einem kurzen Rundgang durch die Altstadt von Füssen ging es vorbei am Lechfall Richtung Reutte, und nach wenigen Kilometern haben wir die österreichische Grenze passiert. Nun folgte die Auffahrt zum Fernpass. Während man mit dem Auto diesen vergleichsweise niedrigen Alpenpass (1212m) beim Überfahren „kaum bemerkt“, war es mit dem Rad deutlich anstrengender. Der Radweg führte zunächst ein Stück parallel zur B179, schraubte sich dann aber in einigen Serpentinen auf eine Passhöhe, die noch über der Autostraße lag. Der durch den langen Regen aufgeweichte Schotter und das Gewicht des Gepäcks taten ihr Übriges….. Die Aussicht am höchsten Punkt war allerdings bescheiden, im dichten Nebel und Nieselregen war so gut wie nichts zu sehen, nur die Motorengeräusche der Autos auf der Fernpassstrasse drangen aus dem Dunkel zu uns nach oben. Es folge eine schöne lange Abfahrt über den Fernsteinsee nach Nassereith, dem Etappenziel des ersten Tages, das wir nach 62km und knapp 1000 Höhenmetern erreichten. Die Wirtin in unserer Unterkunft war bestens vorbereitet, zahlreiche Gießkannen standen bereit um Räder und Gepäck vom Schlamm zu befreien, und auch Waschmaschine und Trockner wurden in Anspruch genommen um die Radklamotten für den nächsten Tag wieder einsatzbereit zu bekommen.

2. Etappe:

Das Wetter am nächsten Morgen war nicht viel besser, tiefhängende Wolken, Temperaturen unter 10°C und ab du an etwas Nieselregen. In Kontakt mit dem feuchten Nass kam Timo schon kurz nach dem Start. Beim Versuch eine große Pfütze zu umfahren hat er einen Abstecher in eine Wiese unternommen und ist dort steckengeblieben. Folge des Zwangsabstieges vom Rad: er stand knöcheltief im Wasser. Während einem Verpflegungsstopp im nächsten Dorf musste Timo erstmal seine Socken wechseln und durfte sich schlaue Ratschläge der Kollegen anhören: „Timo merk Dir eins, net durch die nass Wiss foahrn“…. Bei Imst war das Inntal erreicht und bis Landeck kamen wir zügig voran. Dann zweigte der Weg ins obere Inntal ab und begann leicht aber kontinuierlich anzusteigen. Nach einem kurzen Stück auf Schweizer Boden und passieren einer Grenzkontrollstelle (unter Missachtung des Stoppschildes, was dem Zöllner offenbar nicht ganz passte) ging es hinauf zur 1461m hoch gelegenen Norbertshöhe. Die etwa 10 Serpentinen mit der anschließenden Abfahrt nach Nauders waren nicht nur ein schöner Abschluss der zweiten Etappe, sondern schon ein Vorgeschmack auf den 3. Tag….

3. Etappe:

Die dritte Etappe war zweigeteilt. Die Vormittagsetappe führte über den Reschenpass und entlang des Reschensees ins Etschtal. Das passieren der Passhöhe (1504m) und der Grenze nach Italien hätten wir fast gar nicht mitbekommen, wenn am Wegesrand nicht ein verblasstes Metallschild mit der Aufschrift „Achtung Staatsgrenze“ gestanden hätte. Mit Erreichen des Reschensees wurde auch das Wetter besser. Die Lücken in den Wolken wurden immer grösser und auch die ersten Sonnenstrahlen kamen hindurch. Am Kirchturm von Graun, dessen Spitze heute als letztes Überbleibsel des alten Dorfes aus dem See ragt, haben wir einen Fotostopp eingelegt, ehe es in langer und rasanter Abfahrt hinunter ins Etschtal ging. Nach einem weiteren Stopp zu einem Rundgang durch das mittelalterliche Glurns war nach gut 40km auch schon Prad am Stilfer Joch, das heutige Etappenziel, erreicht.

Unsere Radfahraktivitäten waren für diesen Tag aber noch nicht beendet, denn als Extratour wollten wir noch hinauf zum Stilfser Joch, dem mit 2757m zweithöchstgelegenen asphaltierten Passübergang in den Alpen, nur übertroffen durch den 7m höheren Col d´Iseran. Die Schlechtwetterperiode eine Woche zuvor hatte in den Hochalpen zu einer Rückkehr des Winters mit ergiebigen Schneefällen geführt. So haben wir seit Beginn der Tour immer wieder die Webcam am Stilfser Joch aufgerufen und uns über die Schneeverhältnisse informiert. Am Vormittag unserer 3. Etappe waren an der Passhöhe erstmals seit Tagen wieder Autos und offene Verkaufsstände zu sehen. Also haben wir uns mit grossen Erwartungen auf den Weg gemacht, aber erstmal gab es eine große Portion Spaghetti; die 25 km mit 48 Kehren und 1800 Höhenmeter mussten wir ja schadlos überstehe. Ein nicht zu übersehendes Hinweisschild kurz hinter Prad, dass der Pass geschlossen sei, haben wir geflissentlich ignoriert. Die Sonne schien, die Straße war frei, wer oder was soll uns da noch aufhalten ? An einem Gasthaus einige Kilometer hinter der Ortschaft Trafoi war die Straße dann durch eine Schranke versperrt, aber auch das konnte uns und unseren Höhenflug nicht wirklich bremsen….. Bis zur 2188m hoch gelegenen Franzenshöhe, etwa bei Kehre Nr 20, lief auch noch alles wie am Schnürchen. Kehre um Kehre, Meter um Meter ging es höher und immer wieder Blick auf die Passhöhe ….. Wenige Kehren später versperrten dann aber die ersten Schneeabgänge die Straße. Aber auch die konnten uns nicht stoppen, kurzerhand wurde das Rad geschultert und über die Schneeberge oder balancierend auf der Begrenzungsmauer getragen. Doch bei Kehre 14 in etwa 2500m Höhe war der Höhenrausch beendet und auch für den letzten Gipfelstürmer endgültig Schluss. Eine geschlossene Schneedecke machte eine Weiterfahrt unmöglich. Auch wenn es bitter war, knapp 4km vor dem Ziel aufgeben zu müssen, und die Murmeltierpfiffe wie Hohn in den Ohren klangen, umzukehren war die einzig vernünftige Entscheidung.

4. Etappe:

Die 4. Etappe war mit 128km die längste, hatte mit 377Höhenmetern aber auch kaum nennenswerte Steigungen. Durch endlose Obstbaumplantagen führte der Weg an der Etsch entlang über Meran nach Bozen. Das flache Profil und kerzengerade Radwege luden zu einem langen Zwischensprint ein und so mancher Rennradfahrer glaubte seinen Ohren und Augen nicht zu trauen, als er bei Tempo 30 von der Straße geklingelt und einem Tross Mountain- und Trekkingbikern mit Gepäck überholt wurde.
In Bozen lohnte ein Rundgang durch die Altstadt und der Espresso in der warmen Sonne auf dem Marktplatz ließ das schlechte Wetter der letzten beiden Tage schnell vergessen. Nach der Mittagspause ging es auf einer alten Bahnstrecke zum Teil durch Tunnels über die Südtiroler Weinstraße nach Kaltern und den gleichnamigen See. Bei Auer war die Etsch wieder erreicht und nun folgte eine lange, fast kerzengerade Strecke entlang eines Dammes bis nach Salurn.

5. Etappe:

Auf der 5. und letzten Etappe über 87km setzte sich der schon fast eintönige Weg an der Etsch weiter fort. Einziger Unterschied zum Vortrag war, dass wir kurz hinter Salurn die Sprachgrenze überfahren haben und nun endgültig in Italien angekommen waren. Italienisches Flair konnten wir dann auch bei einem Besuch der sehenswerten Altstadt von Trient spüren. Bei dem obligatorischen Espresso auf der Piazza war schon ein Anflug von dolce vita zu spüren…..
Hinter Rovereto wurde die Strecke nochmals abwechslungsreicher. In Mori zweigte der Weg aus dem Etschtal Richtung Gardasee ab. Auf einer alten Bahnstrecke gab es nochmal eine Steigung mit einer kleinen Passhöhe zu bezwingen, die mit einem herrlichen Ausblick auf den Gardasee belohnt wurde. Es folgte die Fahrt hinunter nach Torbole und weiter nach Riva, wo wir dann endlich unseren „Espresso am Gardasee“ schlürfen konnten.

Der Rest ist schnell erzählt: Am nächsten Tag Rücktransport nach Füssen mit einem Bikeshuttle und Heimfahrt nach Vollnkirchen mit jeder Menge Erinnerungen eine schöne Alpentour im Gepäck

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