Blog & News

Hier erfährst du alles was im Verein passiert

Tour Nr 29 - Flensburg-Hamburg 2022

Tour Nr 29 - Flensburg-Hamburg 2022

Radtour Nr. 29:
Flensburg - Hamburg
2022

 

Start: Flensburg
Ziel: Hamburg
Gefahrene Km: 337
Etappenorte: Flensburg, Plön, Norderstedt
Teilnehmer: Clemens Ruppert, Klaus Friedrich, Thomas Ulm, Mathias Rauschenberg, Edwin Burda, Stefan Holster, Stefan Bernhardt, Bernd Allendorf, Oswald Hölß

Image

v.l.: Clemens Ruppert, Klaus Friedrich, Mathias Rauschenberg, Bernd Allendorf, Stefan Bernhardt, Edwin Burda, Oswald Hölß, Thomas Ulm Stefan Holster

Die 29. Auflage der TUS-Radwanderung führte in den hohen Norden der Republik. Gestartet wurde nahe der dänischen Grenze in Flensburg. Ein ausgefallener Zug gleich zu Beginn in Gießen hat den kompletten Zeitplan der ersten Etappe so durcheinander gewirbelt, dass die Anreise schon zu einem echten  Abenteuer wurde. Auch bei der 2. Etappe von Flensburg über Eckernförde nach Plön am nächsten Tag hatten wir noch das Pech des Vortages an den Pedalen kleben. Durch eine Baustelle an einer Fähre über die Schlei kamen 15 Extrakilometer hinzu. Mit 145km war es die bisher längtse Tagesetappe einer TUS-Radwanderung überhaupt.  Am dritten Tag ging es auf 91km über Bad Segeberg und Bad Oldeslohe nach Norderstedt, vor die Tore Hamburgs. Die letzten gut 60km der Schlussetappe führten in einem Bogen über Pinneberg nach Wedel an die Elbe und dort dem Elberadweg flussaufwärts folgend zum Hamburger Hafen.

1. Etappe Anreise, Flensburg

Beste Radfahrbedingungen zum Start, recht gute Wetteraussichten für die nächsten Tage, genug Proviant auf dem Rad und gute Laune waren eigentlich optimale Voraussetzungen für eine erfolgreiche 29. Radtour. Bis zum Bahnhof nach Gießen lief auch alles glatt, doch dann begann das Abenteuer…..

Kaum haben wir die Räder und das Gepäck im Regionalexpress nach Kassel verstaut, kommt eine Durchsage, dass der Zug aufgrund eines Notarzteinsatzes auf der Strecke nur bis Kirchhain fahren würde. Wir werden auf die Regionalbahn nach Fulda verweisen. Die gute Laune war schlagartig dahin, zusätzlich zu 9-Euro-Ticketlern strömen nun jede Menge gestrandete Mitreisende in den kleinen Schienenzug. Als dann auch noch ein uneinsichtiger Fahrgast trotz mehrmaliger Aufforderung keinen Platz im Radabteil machen will und das Einsteigen weiterer Fahrgäste verzögert, droht die Lage kurzfristig sogar zu eskalieren. Nachdem die Gemüter sich wieder beruhigt haben, wir gen Osten statt Norden fahren, haben wir erstmal unser traditionelles heißes-Fleischwurst-Frühstück eingenommen.

In Fulda angekommen geht Klaus direkt ins Reisezentrum der Deutschen Bahn, kommt aber in der langen Schlange keinen Meter voran, und so versuchen wir unser Glück direkt am Bahnsteig. Trotz deutlich verbesserter Kommunikationsfähigkeiten unsererseits, ist aber nichts zu machen. Der nächste ICE nach Hamburg will uns nicht mitnehmen. Auch für die nachfolgenden Züge sieht es nicht gut aus, laut Bahn-App keine Fahrradstellplätze und hohe Auslastung. So werden wir auf den nächsten Regionalzug nach Kassel verwiesen. Auch der ist wieder brechend voll, was uns aber diesmal nicht davon abhält, die erste Dose unsres Frühstück-Bieres zu öffnen…. Unterwegs sind wir die weiteren Reiseoptionen durchgegangen. Für Kassel haben wir so etwas wie einen Plan: 1) versuchen den IC nach Bremen zu bekommen, 2) wenn das nicht klappt unser Glück bei dem 10 min später einfahrenden ICE zu versuchen und 3) wenn alle Stricke reißen, 5 min später weiter nach Kassel-Hauptbahnhof und von dort mit Regionalzügen bis Flensburg durchschlagen. In Kassel-Wilhelmshöhe angekommen –mittlerweile ist es 13:00 Uhr und wir schon 5h mit dem Zug unterwegs- haben wir uns am Bahnsteig in Position gebracht und nach dem Motto „wer vorher fragt, verliert“ den Intercity regelrecht geentert. Wir haben Glück, finden ausreichend freie Fahrradplätze und treffen zudem auf eine verständnisvolle Schaffnerin, die uns nicht gleich am nächsten Bahnhof wieder vor die Türe gesetzt hat. Vor Freude haben wir die 2. Dose unseres Frühstück-Bieres geöffnet….

15:15 Uhr Ankunft in Bremen. Eigentlich hätten wir schon seit einer halben Stunde am Ziel ins Flensburg sein sollen…. Für uns heißt es aber wieder Umstieg in den nächsten Regionalzug nach Hamburg. Dort haben wir auf einen Eurocity gesetzt, der uns bis 19:00 Uhr nach Flensburg bringen soll. Auch hier machen wir von unserer erfolgreichen „wir-entern-einen-Zug-Taktik“ Gebrauch und haben schon die Hälfte der Räder verstaut, als der Schaffner kommt und fragt, ob wir reserviert hätten. Natürlich nicht, unsere Reservierung ist vor über drei Stunden einfach ohne uns gefahren. Auch als der Spaßvogel dann noch sagt „dann hätten Sie halt umbuchen müssen“ haben wir uns vom weiteren Verladen der Räder nicht abhalten lassen. Erst auf Drohung, dass er jetzt die Bahnpolizei holen würde, haben wir den Waggon wieder freigegeben. Der Eurocity fährt ohne uns, aber mit freien Fahrradstellplätzen ab, wir stehen wieder auf dem Bahnsteig und warten auf den nächsten Regionalzug.

Um 19:40 Uhr sind wir dann endlich in Flensburg. Unsere für 18:00 Uhr vorgesehene Brauereibesichtigung fiel in den Gärbottich. Wir fahren aber trotzdem auf direktem Wege  in die Brauerei, wo Mathias bereits auf uns wartet und kommen gerade noch rechtzeitig, um uns durch die Bierkarte zu testen….Plopp!

.

 

 

2. Etappe Flensburg - Plön

Für die 2. Etappe stehen 127 km auf dem Etappenplan. Recht lang, aber im Norden ist´s ja flach, und wenn wir keinen dauerhaften Gegenwind haben sollte das trotzdem gut zu schaffen sein. Vielleicht würden wir es ja auch noch vor den angekündigten Gewittern am Nachmittag schaffen? Um es vorwegzunehmen, daraus wurde nix. Gewitterregen haben wir zwar nicht abbekommen, aber auch nicht das Pech des Vortages von unseren Pedalen…

Zunächst haben wir noch eine Extra-Schleife zum Hafen, der Museumswerft, durch den Oluf-Samson-Gang und die Altstadt in die Routenplanung eingebaut. Am Vortag war es dunkel als wir im Hotel ankamen und etwas Kultur gehört ja auch zu ner Tour.

Da sich die diesjährige Radtour an keinem Themenradweg orientierte und frei geplant wurde, führt die Etappe oft entlang von Landstraßen, die aber alle über einen parallel verlaufenden Radweg verfügen. So geht es durch viele kleine Dörfer Richtung Südosten. Hier und da mal ein schönes Backsteingebäude oder Fachwerkhaus mit Reetdach und Stockrosen davor. Die Landschaft ist aber wenig spektakulär, große Felder und Wiesen, die aber erstaunlich grün waren. Viele Orts- und Strassennamen klingen für unsere mittelhessischen Ohren etwas fremd und lassen befürchten, dass wir vielleicht in der falschen Richtung nach Dänemark unterwegs sind. Der Kurs stimmt aber. Böklund ist die erste grössere Stadt, die wir erreichen. Dort gibt es auch einen Supermarkt zum Auffüllen des Reiseproviants. Weiter geht es auf gleichem Kurs nach Südosten auf Eckernförde zu.

Bei Missunde wird die Fahrt aber jäh unterbrochen, wegen Bauarbeiten wurde der Fährbetrieb über die Schlei eingestellt. So bleibt uns nichts anderes übrig als die Stelle weiträumig zu umfahren. Wir haben uns für die östliche Route über Lindaunis entschieden, auch auf Rat eines einheimischen Passanten. Der beginnt von seiner Radtour nach Mailand zu erzählen und wir befürchten schon, dass die Story kein Ende hat und verabschieden uns freundlich. Die Umfahrung bedeutet aber auch 15 Extrakilometer bis zur Mittagsrast in Eckernförde. Statt der ursprünglich geplanten 53km sind es nun 70km, die der Tacho anzeigt, als wir gegen 13:30 Uhr den Hafen mit dem markanten Rundsilo und der alten Holzbrücke erreichen. Das hätte für ne Tagesetappe eigentlich schon gereicht, zumal der Norden gar nicht so flach war wie erwartet…. Es gab zwar kaum eine Steigung, die über 3-4% hinausging, aber am Ende des Tages hatten wir durch das ständige auf und ab doch 770 Höhenmeter zu Buche stehen. Ein Fischbrötchen zur Stärkung, was Süßes und nen Kaffee oben drauf und weiter geht es auf die letzten 75km….

Gegen 16:00 Uhr kommen wir vor Kiel an den Nord-Ostsee-Kanal, dem wir bis zur Schleuse am östlichen Ende folgen. Dort gibt es die nächste Schrecksekunde, als der Radweg an einem Fähranleger endet und wir die kleine Nußschale nicht sofort entdecken, die uns ans andere Ufer bringen soll. Die kommtz aber recht schnell angetuckert und so können wir unsere Route ohne großen Zeitverlust oder erneuten Umweg fortsetzen. Durch Kiel fahren wir entlang der Hafenpromenade mit tollen Ausblicken auf den Hafen und die vor Anker liegenden großen Kreuzfahrtschiffe. Mathias fährt ab Kiel mit dem Zug zum Etappenziel weiter, der Rest gibt auf den verbleibenden 35km noch mal Gas. Gegen 19:00 Uhr kommen wir am Hotel in Plön an. Mit 145km eine lange Etappe, die A-backen fingen bei dem ein oder anderen auf den letzten Kilometern schon an zu schmerzen, aber immerhin blieb der ankündigte Regen aus. Abkühlung gibt es nur innerlich in Form von kaltem Flens. Wenig später taucht zu unserer Überraschung Diddi samt Ebbi und Cousin Wolfgang mit Frau vor dem Hotel auf. Den Abend verbringen wir auf dem Stadtbucht Fest. Wenn es in einem Etappenort schon mal ein Fest gibt, müssen wir die Gelegenheit auch nutzen….

3. Etappe: Plön - Norderstedt

Die 3. Etappe führt uns über 91 km bis vor die Tore Hamburgs. Beim Etappenstart ist es noch bewölkt und etwas nebelig, auch von der Schwüle des Vortages ist nichts mehr zu spüren. Obwohl wir lange am Ostufer entlang fahren, sehen wir vom Großen Plöner See nicht viel. Die Strecke führt meist durch den angrenzenden Wald und nur hier und da gibt es mal einen Ausblick auf´s Wasser. Dafür stehen wir plötzlich kurz vor Berlin, wie uns ein Strassenschild verrät und „die Weitewelt“ ist auch gleich um die Ecke J. Es geht wieder über viele kleine Nebenstraßen und durch kleine Ortschaften in der Holsteinischen Schweiz. Da wird das Auftanken der Wasservorräte durchaus zu einem ernsthaften Problem…  Bei Blunk zweigt die Route von der Straße und führte über 10km lang auf einer Trasse der ehemaligen Kleinbahnstrecke Kiel-Bad Segeberg. Gegen 13:00 Uhr kommen wir in Bad Oldeslohe an. Guter Zeitpunkt für die Mittagsrast, mehr als die Hälfte des Tages ist geschafft.

Nach der Pause geht es weiter, nur noch 35km bis zum Etappenziel. Es folgt wieder ein schönes langes Teilstück auf der Trasse der stillgelegten Elmshorn-Barmstedt-Oldesloer Eisenbahn. Gegen 16:30 Uhr kommen wir im Hotel an. Nach einer Dusche geht es dann mit S- und U-Bahn zur Abendgestaltung nach Hamburg rein.

4. Etappe: Norderstedt - Hamburg

Die letzte Etappe von Norderstedt nach Hamburg führte nicht auf dem direkten Weg, sondern in einem weiten Bogen nach Westen über Pinneberg nach Wedel an die Elbe und von da dem Elberadweg folgend zum Hamburger Hafen.

Bis Pinneberg verlauft die Strecke meist neben einer Landstrasse. Der Radweg ist –wie schon tags zuvor- gespickt mit nervigen unter dem Asphalt querverlaufenden Wurzeln. Nach Pinneberg fahren wir durch grosse Wiesen- und Weideflächen sowie Wald bis Wedel. Zur Schiffsbegrüssung haben wir am Fährhaus aufgestellt, aber ausser ein paar Segelschiffen und Motorbootchen kommt kein Schiff vorbei, das wir hätten begrüssen können. So geht es weiter die Elbe aufwärts. Über Blankenese und Övelgönne nähern wir uns dem Hamburger Hafen. Je näher wir der City kommen, desto voller wird es, Radfahrer, Jogger, Sonntags-am-Elbufer-entlang-Flanierer… Teilweise geht es nur schiebend vorwärts. Auf dem Altonaer Fischmarkt werden gerade noch die letzten Reste des Morgens zusammengekehrt. Kurz danach erreichen wir St. Pauli und die Landungsbrücken. Wir machen an Brücke 10 für ein Fischbrötchen halt. Bis zur Abfahrt des Zuges haben wir noch ausreichend Zeit und entscheiden uns für eine Fahrt durch den alten Elbtunnel. Mit dem Aufzug runter auf -24m unter Normalnull, einmal 450m unter Elbe durch, auf der anderen Seite wieder hoch, Panoramaausblick auf Hamburg bewundern und das gleiche retour. Über die Elbphilharmonie und Hafencity rollen wir langsam in Richtung Bahnhof.

Um 16:01 Uhr fährt unser reservierter ICE ab. Wir kämpfen uns mit den Rädern auf einen völlig überfüllten Bahnsteig vor und erfahren 5 min vor Abfahrt des Zuges über eine Lautsprecherdurchsage, dass es einen Gleiswechsel gibt. Also wieder mit den Rädern hoch und auf der anderen runter. Mit uns aber auch gefühlt 300 andere Personen, die auch den ICE bekommen wollen …..  Wir schaffen es an den neuen Bahnsteig gerade noch bevor der Zug einfährt, verladen die Räder und sind froh diesmal unsere reservierten Plätze bekommen zu haben. Eine defekte Tür verzögert aber unsere Abreise und so langsam verlieren wir immer mehr Zeit von unserem halbstündigen Umstiegspuffer in Kassel. Am Ende sind noch 5 Minuten übrig. Damit wird der Umstieg wieder zur Herausforderung. Wir sind aber beim Entladen ein eingespieltes Team, was auch die Schaffnerin lobend anerkennt, müssen nur aufs Nachbargleis ohne den Bahnsteig zu wechseln und der Folgezug hat auch 5 Minuten Verspätung, so dass der Weiterreise nach Gießen nichts im Wege steht.

Zum Abschluss wird dann auch nochmal Rad gefahren, knapp 20 Kilometer zurück nach Vollkirchen, wo wir gegen 21:30 müde aber zufrieden eintreffen.