AlpenX 3.0 - Sellaronda 2017

AlpenX Nr. 3 (2017)
Sellaronda
Die Gipfelstürmer Gruppe der TUS Radfahrer hat es erneut in die Alpen gezogen. Bereits während der Stilfer Joch Tour im vergangenen Jahr wurde die Sellaronda in den Dolomiten als mögliches Ziel für eine Sondertour auserkoren. Am Brückentag nach Fronleichnam ging es los nach St. Christina im Grödnertal.
Teilnehmer:
Klaus Friedrich, Clemens Ruppert, Armin Friedrich, Andreas Knorz ,Lars Kraft, Timo Kraft, Edwin Burda





Tag 1:
Einrollrunde
16 km
450 Höhenmeter
Während der Rest versuchte die Ferienwohnung in den engen und steilen Gassen von St. Christina zu finden, saßen Lars und Timo schon auf der Sonnenterasse im Cafe mit Blick auf den Langkofel und verdrückten einen Apfelstrudel….. Da wir die Zufahrt nicht fanden, wohl aber das Cafe mit den beiden, gesellten wir uns dazu und genossen auch erstmal die Nachmittagssonne. Gegen Abend ging es dann aber doch nochmal aufs Rad, ein wenig Einrollen um die Muskeln zu lockern vor der großen Runde am folgenden Tag…… „Durch das Langental: Kurztour in landschaftlicher Schönheit - Ankommen, Draufsetzen, Losfahren“ stand in der Tourenbeschreibung, „die Sonne wärmt, die Berge locken, der Stress fällt ab. Viele haben eine stundenlange Fahrt hinter sich und wollen noch schnellauf’s Bike. Genau dafür ist diese Tour richtig“. Passt dachten wir uns und fuhren los…. Nicht bedacht haben wir dabei, dass bis zum Talanfang in Wolkenstein 200 Höhenmeter zusätzlich zu überwinden waren. So kamen am Ende für die 16km doch 450 Höhenmeter zusammen.
Am Samstag ging es schon um 7 Uhr in der Frühe los, um der Mittagshitze zu entfliehen. Das (kleine) Frühstück wurde auf dem Weg eingenommen und das war auch gut so, denn hätten wir mehr gegessen, wäre es bei der ersten Steigung gleich wieder rausgekommen. Die ersten 3 Kilometer nach Wolkenstein hatten es so richtig in sich, von 0 auf 100 und ne Steigung mit 10-13%.... Das konnte ja heiter werden….. In Wolkenstein mussten wir uns erstmal den Weg durch das über 4000 Mann starke Fahrerfeld des HERO, dem härtesten MTB-Marathon der Welt, bahnen, der zeitgleich mit uns startete. Ok, mit den besten konnten wir nicht ganz mithalten, der Sieger hat für 86 km und 4500 Höhenmeter auf Schotter und Single Trails gerade mal 4 ½ Stunden benötigt. Da waren wir mit 5 ½ reiner Fahrzeit Stunden für die knapp 72 km und 2180 Höhenmeter auf der Straße doch etwas länger unterwegs ….
Wir entschieden uns für eine Umrundung des Sellastocks im Gegenuhrzeigersinn. So kamen wir den Profi Mountainbikern auch nicht in die Quere.
Der erste Pass, den wir in Angriff genommen haben war das 2240m hoch gelegene Sellajoch. Die gut 10km lange Auffahrt ca 7% Steigung im Durchschnitt ließ sich gut treten und hatte- anders als der Berg zu Beginn- keine grösseren Steigungsspitzen. Mit jedem Meter änderte sich die Sicht auf den Langkofel und damit dessen Gestalt, bis am Sattel drei markante Zacken zu sehen waren. Das Panorama war phantastisch, links der Langkofel, rechts der Sellastock, im Hintergrund die Geislergruppe und auf der anderen Seite den Blick zur Marmolata. Zur Höhe des Sellajochs existieren verschiedene Angaben. Das eigentliche Sellajoch, also der niedrigste Punkt zwischen Sellamassiv und Langkofel liegt mit 2218m (bzw 2213m oder 2214m) etwas tiefer und 1 km westlich vom auch als Col de Toi bekannten Passübergang (2240m bzw 2244m). Ob ein paar Meter mehr oder weniger, oben wehte ein kräftiger Wind und mit 9°C auf dem Thermometer wurde es recht frisch. Gut dass wir so früh losgefahren sind um der Hitze zu entgehen…..
Es folgte eine 6km lange Abfahrt ins Fassatal. Am Abzweig der Strasse nach Canazei war die aber auch schon wieder zu Ende und es hieß wieder kräftig in die Pedale treten, um auf das 2239m hoch gelegene Pordoijoch (Passo Pordoi) zu gelangen. 6 km und 14 Serpentinen mit moderaten 7% Steigung im Schnitt führten hinauf zum zweithöchsten asphaltierten Passübergang der Dolomiten. In der Auffahrt kamen uns die ersten HERO-Biker entgegen, die zu diesem Zeitpunkt den Sellastock schon fast umrundet hatten. Wir hatten noch 2 Pässe vor uns, und so ging es nach dem obligatorischen Passhöhenfoto weiter auf eine 8 km lange rasante und kurvenreiche Abfahrt nach Arabba im Buchensteintal. Hier, zur Hälfte der Wegstrecke, bot sich die Gelegenheit für eine Mittagspause und zur Kalorienaufnahme.
Der Espresso nach dem Essen brachte den Kreislauf wieder in Schwung für den Anstieg zum Campolongo Paß, mit 1875m der niedrigste Übergang auf der heutigen Runde. Mit 4 km war die Auffahrt auch die Kürzeste und wenig spektakulär. Drum ging es nach einem weiteren Passhöhenfoto auch gleich wieder auf die Abfahrt ins 8km entfernte Corvara im Gadertal.
Lange Zeit zum Verschnaufen blieb nicht, denn mit dem Grödnerjoch wartete der letzte der vier Pässe auf uns. Eine 10 km lange Auffahrt über 600 Höhenmeter führte uns hinauf auf 2121m Höhe. Auch wenn die Steigung mit 6-7 % im Schnitt nicht übermäßig hoch war, machten sich die Anstrengungen des Tages langsam bemerkbar. Hinzu kam ein kräftiger Wind, der je nach Fahrtrichtung in den Serpentinen für ein wenig zusätzlichen Antrieb, meist aber für eine erhöhte Wattleistung beim Treten sorgte. Das bekam vor allem Andi zu spüren, der an der Spitze fuhr und sich wunderte, wieso sich die anderen schön hinter ihm einreihten und nicht überholten….. Die Ausblicke zurück nach Corvara oder auf der anderen Seite zu Sellajoch und Langkofel waren ein absolutes Highlight der Runde. Auf der Abfahrt hinunter ins Grödnertal zog uns ein Berggasthof mit Sonnenterasse geradezu magisch an. Der Apfelstrudel und Espresso komplettierte den Gesamteindruck eines perfekten Radtages.
Tag 3:
Seiser Alm Tour
44 km
1430 Höhenmeter
Nach der langen Runde am Vortag haben wir es am Sonntag etwas ruhiger angehen lassen. Eine Runde zur und um die Seiser Alm mit knapp über 40km und 1200 Höhenmeter war geplant. Von St. Christina führte und der Weg zunächst bergab Richtung St. Ulrich, zweigte dann aber von der Hauptstrasse ab und führte durch das Jendertal, ein Seitental des Grödnertals, hinauf nach Saltria. Hohe Steigungsprozente am Taleingang machten uns das Leben bzw Treten schwer. Viele Pausen waren die Folge. So konnten wir wenigstens die grossartige Landschaft genießen. Ein idyllisches Waldtal mit Gebirgsbach an dessen Ende sich wieder eine großartige Bergkulisse auftat: Bei Saltria war das Plateau der Seiser Alm mit den markanten Gipfeln des Langkofel im Osten und des Schlern im Westen erreicht. Dazwischen grüne Almwiesen und Hütten soweit das Auge reicht.
Über Compatsch ging es auf einem Panoramaweg weiter hinauf zur Laurinhütte auf über 2000m Höhe. Bei Sonne, Blick auf den Schlern und die weit entfernten Gipfel der Zillertaler, Ötztaler Alpen und des Ortlermassivs, sowie Kaiserschmarrn oder Pasta ließ es sich gut aushalten.
„Hei könne mer net bleiwe“, dieser Spruch galt (leider) auch für die schönste Mittagspause und so fuhren wir weiter. Vor der Abfahrt gab es noch anerkennde Worte einer Wandergruppe "darf ich mal was fragen, sind sie bis hier rauf mit dem Rad gefahren ? von ganz unten ? ohne Elektro ?" Über die Spitzbühlhütte ging es in steiler Abfahrt hinunter zur Autostraße Richtung Seis, die wir nach einigen Serpentinen aber wieder verlassen haben, um oberhalb von Seis und Kastelruth durch Almwiesen vorbei an vielen Bauernhöfen zu fahren. Von hier bot sich großartiger Blick bis ins Eisacktal.
Der Rückweg von der Seiser Alm gestaltete sich anstrengender als gedacht. Eine Passhöhe am Panider Sattel (Passo Pinei) war einkalkuliert, aber dass es nach der Abfahrt nach St. Ulrich ständig auf und ab ging, mit vielen kurzen aber sehr steilen Steigungspassagen, war aus dem Höhenprofil der Tourenplanung nicht abzulesen….. Entsprechend k.o. waren wir dann auch, als wir nach „nur“ 44km und 1430 Höhenmetern St. Christina wieder erreichten….