Radtour Nr. 32
Berlin Mauerweg - Brandenburg/Havel
2025
Start: Berlin
Ziel: Brandenburg
Gefahrene Km: 306km
Etappenorte: Potsdam, Berlin, Werder/Havel
Teilnehmer: Thomas Ulm, Klaus Friedrich, Mathias Rauschenberg, Clemens Ruppert, Stefan Holster, Friedhelm Schreier, Edwin Burda
v.l.: Thomas Ulm, Klaus Friedrich, MAthias Rauschenberg, Clemens Ruppert, Stefan Holster, Friedhelm Schreier, Edwin Burda
Die 32. Auflage der TUS-Radwanderung führte die Gruppe in die Hauptstadt nach Berlin, wo der ehemalige Westteil der Stadt auf dem Mauerweg umrundet wurde. Nach der Ankunft am Berliner Hauptbahnhof ging es zunächst quer durch die Stadt in Richtung Westen bis zum Grunewald. Nach einem Abstecher auf den Teufelsberg mit Besichtigung der ehemaligen Radaranlagen führte die Route über den Wannsee nach Potsdam, dem Ziel der ersten Etappe. Die Zweite Etappe startete mit einem Rundgang durch den Schlosspark Sanssouci und folgte dann dem Verlauf der einstigen Grenzanlagen der DDR zu West-Berlin. Auf dem ehemaligen Zollweg ging es durch romantische Wälder, weitläufige Felder und malerische Wiesen, vorbei an Flüssen und idyllischen Seen bis ins Zentrum von Berlin. Am dritten Tag wurde der innerstädtische Teil des Mauerwegs befahren. Im Zickzack quer durch die Stadt, vorbei an historischen Gebäuden und moderner Architektur. Sightseeing auf zwei Rädern. Im Südosten kurz nach dem Flughafen Schönefeld wurde es wieder ländlich, ursprüngliche Natur direkt vor den Toren der Stadt. Teilweise führte der Weg entlang des ehemaligen Kolonnenweges mit charakteristischen Betonplatten, den die DDR-Grenztruppen für ihre Kontrollfahrten nutzten. Wieder in Potsdam angekommen wurde die Fahrt an der Havel bis Werder/Havel fortgesetzt. Die Schlussetappe führte auf dem Havelradweg meist entlang des Deiches mit Blick auf grüne Wiesen und den Fluss nach Brandenburg. Insgesamt wurden 306km und 1320 Höhenmeter zurückgelegt.
Durch die Theateraufführung „Die Hexe vom grauen Stein“ in Vollnkirchen konnte die Radwanderung 2025 nicht wie gewohnt in der letzten Augustwoche stattfinden, sondern wurde in den September verlegt. Das Wetter spielte mit, bis auf ein paar kurze Regenschauer, die mit einem Kaffeestopp geschickt überbrückt wurden, herrschten ideale Radfahrbedingungen.
Früh aufstehen mussten die Teilnehmer, schon um 4:50 Uhr war Treffen auf dem Dorfplatz. Nach dem Einrollen an den Gießener Bahnhof ging es um 6:08 Uhr nach Frankfurt und von dort komfortabel im ICE und ohne weiteren Umstieg nach Berlin. Das obligatorische Frühstück mit heißer Fleischwurst und frisch Gezapften durfte natürlich auch nicht fehlen. So waren wir dann auch schon um 11:30 Uhr in Berlin. Zeit genug also für die ersten 37km nach Potsdam. Mathias erwartete uns vor dem Hauptbahnhof und mit Stefan, einem ehemaligen Kollegen von Klaus aus Berlin, wuchs das Fahrerfeld für die Auftaktetappe auf acht Mann an.
Vom Hauptbahnhof ging es über die Spree hinein ins Regierungsviertel, vorbei an Bundeskanzleramt und Reichstag auf die Straße des 17. Juni. Nun führte uns der Weg schnurkerzengerade nach Westen, nur unterbrochen durch die Kreisverkehre an der Siegessäule und dem Ernst-Reuter-Platz, sowie einer kurzen Kaffeepause. Im Bereich des Messegeländes war dann der Grunewald erreicht.
Ein Abstecher führte uns hinauf auf den Teufelsberg. Der 120m hohe Trümmerberg mit der alten Radarstation auf dem Gipfel, zweithöchste Erhebung im Stadtgebiet von Berlin, war dann auch die erste Bergwertung des Tages und brachte unseren Berliner Kollegen gleich schon ordentlich außer Puste 😊 Tja, wer mit Gipfelstürmer unterwegs ist, muss immer auch da mit Bergen rechnen, wo man sie am wenigsten vermutet. Von der Plattform der Radarkuppeln bot sich ein 360° Blick über ganz Berlin. Ein Besuch des kleinen Alliertenmuseums rundete die „Lost-Place Exkursion“ auf dem Teufelsberg ab. Weiter ging es durch quer durch den Grunewald. Bis zum Grunewaldturm waren nochmal zwei kurze aber steile Rampen zu bewältigen. Von wegen Berlin ist flach, die Steigungsprozente lagen im zweistelligen Bereich. Entlang breiter Alleen führte der Weg nun nach Süden parallel zur Havel bis zum Wannsee. Vorbei an prächtigen Villen, die die Uferpromenade säumten steuerten wir auf die Pfaueninsel zu, liessen die aber links (bzw. rechts) liegen und fuhren weiter zur Stadtgrenze Berlins. An der Glienickerbrücke, wo früher Spione ausgetauscht wurden, verabschiedeten wir uns von unserem Gastradler Stefan und folgten nun einem ersten Stück Mauerweg bis zum Schloss Cäcilienhof, Tagungsort der Potsdamer Konferenz 1945. Von dort aus gelangten wir über das Nauener Tor in die Altstadt von Potsdam. Vorbei am Holländischen Viertel, Mitte des 18. Jhd. unter „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I im Zuge der Stadterweiterung nach dem Vorbild holländischer Backsteinhäuser errichtet, war es nur noch ein kurzer Weg zu unserer Unterkunft am Grossen Waisenhaus. Gerade noch rechtzeitig bevor ein Gewitter aufzog.
.
Die 2. Etappe begann mit einer kleinen Runde durch Potsdam: Stadtschloss, Alter Markt mit Nikolaikirche und dann durch das Potsdamer Brandenburger Tor. Das Kopfsteinpflaster der Altstadt forderte sein erstes Opfer: Edwin meldete einen platten Vorderreifen. Nach der Reparaturpause ging die Besichtigungstour weiter, direkt in den Schlosspark Sanssouci. Gruppenfoto vor der Freitreppe mit Schloss im Hintergrund. Die nächsten 1,5km im Park mussten wir schiebend zurücklegen. Erst beim Neuen Palais, der Sommerresidenz der preußischen Könige, konnten wir uns wieder auf den Sattel schwingen und die Tour fortsetzen. Vorbei am Orangerieschloß und der Rückseite von Schloß Sanssouci ging es zur nächsten Sehenswürdigkeit Potsdams, der russischen Kolonie Alexandrowka, die 1826 von König Friedrich Wilhelm III für die Mitglieder eines ehemaligen russisches Soldatenchors angelegt wurde.
Nach so viel Kultur mussten wir erstmal Kilometer machen und verlorene Zeit aufholen, schließlich war unsere heutige Etappe ja über 90km lang . Dem Mauerweg folgend führte ein langes Waldstück in einem großen Bogen um Jungfernsee, Krampnitzsee und Lenitzsee bei Sacrow an die Havel. Über Groß-Glienicke setzen wir den Weg bis Spandau fort. Die Berliner Vorstand umrundeten wir und fuhren durch weitläufige Felder und malerische Wiesen nach Henningsdorf. Es kam Hunger auf und wir fanden eine passende Lokalität für die Mittagspause direkt am Radweg. Leider war das Essensangebot wegen des bevorstehenden Saisonendes deutlich eingeschränkt. Ein paar Pommes mussten reichen. Mit der Invalidensiedlung in Hohen-Neuendorf erreichten wir den nördlichsten Punkt der Tour. In den 1930er Jahren wurden hier 50 behindertengerechte zweigeschossige Klinkerbauten sowie Wirtschafts- und Gemeinschaftsgebäude für Versehrte des Ersten Weltkriegs gebaut.
Das kurze Stück durch bewohntes Gebiet kam wie gerufen, eine Tankstelle bot Schutz vor einer heranziehenden Regenwolke. Nach dem kurzen Schutt gings weiter, wieder durch ein Waldstück, aber diesmal mit Kopfsteinpflaster. Keine Ahnung wer auf diese blöde Idee kam hier auch die Waldwege zu pflastern…. Nach einer Stadtpassage durch Glienicke/Nordbahn kam nochmal ein schöner naturnaher Abschnitt entlang von Wiesen und Feldern. Im Bezirk Reinickendorf waren wir dann endgültig im städtischen Bereich angekommen. Dem Sportlerheim der Reinickendorfer Füchse statteten wir einen Besuch ab, wir mussten ja nachschauen, ob der TUS Wimpel aus den 1970er Jahren noch da hängt, der anlässlich eines Spiel TUS gegen den Berliner Sportclub ausgetauscht wurde. Den Wimpel fanden wir nicht, die Geschäftsstelle war auch geschlossen, aber Kaffee und leckeren Kuchen gab es. Unter der Böse Brücke hindurch, wo am 9. November 1989 der Grenzübergang Bornholmer Strasse für DDR Bürger geöffnet wurde, führte der Weg in den Mauerpark, an dessen anderem Ende auch schon unser Hotel lag. Für die Statistik: 93km 390 Höhenmeter.
Die 3. Etappe führte erstmal dem Weg der innerstädtischen Mauer folgend quer durch Berlin. Dank der 2-reihigen Kopfsteinpflastermarkierung war der Mauerverlauf immer gut zu erkennen. Ein kurzer Stopp an der Gedenkstätte Bernauer Straße, an dem noch ein Stück Originalmauer erhalten ist, gewährte uns auch Einblicke in den Aufbau der Sperranlagen auf DDR-Seite. Über den Invalidenfriedhof ging es zum Humbolthafen und am Hauptbahnhof vorbei an die Spree. Nach Umrundung des Marie-Elisabeth-Lüder Hauses verließen wir das Regierungsviertel auch schon wieder und steuerten auf die Straße unter den Linden zu. Obligatorischer Fotostopp vor dem Brandenburger Tor und weiter zum Potsdamer Platz. Am Samstag Morgen herrschte wenig Autoverkehr, so dass die Fahrt durch die großen Verkehrsadern der Stadt weniger anstrengend als befürchtet war. Vorbei am Checkpoint Charlie in der Kochstraße ging es dann im Zickzack durch die Straßen Berlins bis in den Bezirk Treptow.
Auf ein langes Stück durch eine schöne Parkanlage folgte ein Teilstück entlang des Britzer Verbindungskanals. Hier erinnert eine Stele an Chris Gueffroy, das letzte Todesopfer an der Mauer. Wir bogen nach Südosten ab und folgten dem Radweg zwischen Autobahn A113 links und Teltowkanal rechts bis Schönefeld. Nach dem Flughafen wurde es wieder ländlich, ursprüngliche Natur direkt vor den Toren der Stadt. Am Rande Südberlins entlang schlängelte sich der Radweg dann weiter Richtung Westen, auf der rechten Seite meistens bebautes Gebiet und auf der linken Seite weite Felder und Wiesen. Teilweise führte der Weg auf dem ehemaligen Kolonnenweges mit charakteristischen Betonplatten entlang, den die DDR-Grenztruppen für ihre Kontrollfahrten nutzten. Im Bezirk Zehlendorf erreichten wir wieder den Teltowkanal, dem wir ein Stück folgten aber für die Umfahrung von Kleinmachnow wieder verließen. Auf sandigem Untergrund gings weiter durch ein Waldstück am ehemaligen Grenzübergang Dreilinden vorbei. Wir folgen einer Trasse der ehemaligen Reichsautobahn 51, auch bekannt als "AVUS-Zubringer", die bis 1969 in Betrieb war. Auf der Brücke über den Teltowkanal ist noch der Fahrbahnbelag nebst Markierungen des Kontrollpunktes Checkpoint Bravo vorhanden. Hier warteten wir einen kleinen Regenschauer ab und setzten die Fahrt Richtung Potsdam weiter fort. Entlang des Griebnitzsees säumten wieder zahlreiche Villen unseren Weg. Vom Schloss Babelsberg bot sich ein toller Blick auf die Glienicker Brücke. Durch den Park ging es weiter in die Innenstadt von Potsdam und dort auf den Havelradweg. Da im Regenradar ein neues Regenband auf uns zukam, hielten wir das Tempo hoch und fuhren über Caputh nach Ferch am südlichen Ende des Schwielowsees. Dort holte uns der Regen ein. Eine alte Linde spendet etwas Schutz, wir entschieden uns aber in einem nahegelegenen Gasthaus einzukehren und zu warten bis der Regen vorbei ist. Auf Regen folgte Sonne und so konnten wir die letzten 12km bis zum Hotel auf der Fischerinsel von Werder trocken zurücklegen. 102km, 330 Höhenmeter war die Bilanz des Tages.
Die Wetterprognose für die letzte Etappe war etwas durchwachsen. Zum Frühstück regnete es noch. Wir entschieden uns dafür eine halbe Stunde später als gewohnt zu starten. Wir folgten dem Havelradweg und fuhren durch viel Natur. Meist oben auf dem Deich boten sich schöne Ausblicke auf grüne Wiesen und den Fluss. Auch das Wetter wurde besser und nach der Hälfte der Strecke hatten wir wieder blauen Himmel. Nach 42km erreichten wir den Bahnhof von Brandenburg/Havel, wo wir uns von Mathias verabschiedeten. Wir stiegen in den nächsten Zug nach Berlin und nutzten den Aufenthalt vor Abfahrt unseres ICEs um etwas zu essen.
Zum Glück schaute Klaus vor Kassel nochmal in die Bahnapp. Alle Verbindungen nach Gießen gecancelt, somit auch unser Anschlusszug. Mit viel Überzeugungsarbeit ließ uns der Schaffner im Zug bis Fulda weiterfahren, wo wir einen Anschluss nach Gießen bekamen. Dadurch kamen wir auch 45min früher in Gießen an. Manchmal hat man auch Glück im (Bahn-)Unglück. Die letzten 15km wurde dann nochmal gestrampelt. Mit den ersten Regentropfen erreichten wir Vollnkirchen. Ende einer schönen Tour über 306km und (nicht erwarteten) 1320 Höhenmetern .